Literarisches Treffen mit Jean Echenoz

Literarisches Treffen, das gemeinsam vom Château Mercier in Siders und dem Lycée-Collège de la Planta in Sitten organisiert wird.

« Il me semble que la condition du plaisir de lecture, c’est quand même le plaisir de la fabrication, de la mise au point, de l’écriture, de la forme. » Jean Echenoz, Interview mit Eva Bettan, Livre Inter, 11. Mai 2020.

Alles beginnt mit einer Katastrophe: "Ein großes Fragment eines veralteten sowjetischen Satelliten [hat] gerade das Einkaufszentrum von Auteuil zerschmettert". Dann folgt eine zweite Katastrophe: die Entführung von Nicole Tourneur, der Frau des Ehrenvorsitzenden der Fédération Populaire Independante (FPI). Als ein Teil dieses letzten Falles dem frischgebackenen Privatdetektiv Gérard Fulmard anvertraut wird, erwartet man das Tempo und die spannenden Wendungen eines Krimis. Doch der Mann, ohne Erfahrung, ohne Schicksal, fast ohne Eigenschaften, zieht uns in seine kläglichen Fehlschläge und Misserfolge hinein, die, wenn sie uns nicht zum Lachen brächten, vollends tragisch wären. Der letzte Roman von Jean Echenoz, Leben des Gérard Fulmard (2020), mit seinem minimalistischen und ziselierten Stil, bietet einen "geografischen" Einblick in das gehobene Viertel des 16. Pariser Arrondissements, in die Sphären der Macht und sogar in die gesamte Literatur - man begegnet Racine, Michon, Manchette.... In diesem Werk lässt die extreme Präzision, ja Prägnanz der Wörter und Sätze eine "Fülle von Figuren, eine Fülle von Situationen, eine Fülle von Begegnungen und bis hin zur Fülle von Informationen im kleinsten Absatz" (Tanguy Viel) entstehen... Das Lesevergnügen entspricht zweifellos dem des Schreibens, und man wird nicht müde, es zu genießen.